Am 20. November 2019 führte das KPZ Fahrbahn in Olten ihr bereits zur Tradition gewordenes Seminar durch. Die von neunzig Vertretern von Bahnen und aus der Industrie besuchte Veranstaltung stand diesmal unter dem Motto «Die Schiene, die Schwerarbeiterin der Fahrbahn».
Nach der Begrüssung durch KPZ-Geschäftsführer Christian Schlatter führte Peter Güldenapfel in das Thema ein. In seinem Referat gab er einen Überblick über die Beanspruchungen auf die Schiene sowie deren Wirkungen und zeigte mögliche Hebel zur Reduktion der Wirkungen auf die Schiene.
Im Anschluss sprach Prof. Dr. Oldrich Polach über die Zusammenhänge im Rad-Schiene-Kontakt. Er zeigte auf, dass die optimale Anpassung der Berührgeometrie zwischen Rad und Schiene die Fahrstabilität in der Geraden, das Fahrverhalten im Bogen und die Schädigungsentwicklung von Rad und Schiene entscheidend beeinflusst.
Stefan Werner, Fachexperte vom KPZ, referierte über die Schlupfwellenbildung in engen Radien, welche je nach Elastizität der Fahrbahn zu einer schnelleren Schädigung der Fahrbahn führen. Aufgrund der bisher durchgeführten Messungen zeigte sich, dass mit einer Kombination von weicheren Schienenzwischenlagen, einer besohlten Betonschwelle und einer härteren Schienenstahlgüte die Schädigungsentwicklung nachhaltig reduziert werden kann.
Dr. Albert Jörg von Voestalpine präsentierte in seinen Ausführungen die aktuellsten Grundsätze zum Schieneneinsatz. Mit dem anschaulichen Ansatz des Keilmodells erläuterte er die Auswirkungen von Normal- und Reibkräften auf die Schiene, die je nach Beanspruchungsregime mit Verschleiss oder Rissbildung reagiert. Mit diesen Erkenntnissen kann bei bekanntem Belastungsregime mit geeignetem Werkstoffdesign die Schädigung reduziert werden.
Zerstörungsfreie Prüfung an Eisenbahnschienen war das Thema von Urs Schönholzer von SBB Fahrweg. In seinem Referat zeigte er den Nutzen und die Grenzen der bei den SBB eingesetzten Methoden Ultraschallprüfung und Wirbelstromprüfung auf. Trotz des Einsatzes eines Schienenprüfzuges kann auf Handschienenprüfgeräte nicht verzichtet werden. Mit den gesammelten Daten wollen die SBB die zustandsabhängige Prognose verbessern, um die Instandhaltung der Schiene vorausschauender zu planen.
Gilbert Zimmermann, Leiter RhB Bahndienst Nord, stellte eine alternative Methode zur Gleisüberwachung vor. Mittels Referenzstrecken sollte der Gleisunterhaltsbedarf auf das gesamte Streckennetz interpoliert werden können. Die Untersuchungen zeigten, dass das reine Referenzstreckenmodell zu unbestimmt ist, da die vielen Einwirkungskombinationen keine zuverlässige Voraussage über die Gleisabnutzung und dessen Zustand geben. Diese können nur durch regelmässige und häufige Messfahrten zuverlässig detektiert werden.
Den Abschluss machte Christian Schlatter. Er berichtete über die Auswirkungen der Magnetschienenbremse auf das Gleis. Im Rahmen einer Messkampagne bei der SOB wurde aufgezeigt, dass beim Einsatz der Magnetschienenbremse auf den Schienen nur kleine Schleifspuren erkennbar waren und sich die Schienen nur leicht erwärmten.
Die Besucher nutzten die Pausen und den anschliessenden Apéro, um die verschiedenen Themen intensiv zu diskutieren. Dass der Anlass sehr geschätzt wurde, zeigte sich auch darin, dass dank der deutsch/französischen Simultanübersetzung mehr Interessenten aus der Romandie teilnahmen.
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